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Lebensraum Steinbruch

Wie Steinbrüche und Kiesgruben zum Zufluchtsort für bedrohte Tierarten werden: Ein Gastbeitrag von Mag. Nikolaus Schmid, Geologe in den Steinbrüchen der HENGL-Gruppe.
Der Steinbruch, die Kiesgrube – hier beginnt das „ewige Leben“ mineralischer Baustoffe. Hier werden Natursteine, Kies, Schotter & Co. abgebaut, bevor sie vielseitig verwendet oder zu Mörtel, Beton und anderen Bau- oder Dämmstoffen weiterverarbeitet werden. Ihre Stärke, ihre Beständigkeit und ihre Wiederverwertbarkeit macht sie zu begehrten Baumaterialien, nicht nur für massiv gebaute, langlebige Wohnhäuser – sondern auch für eine starke Infrastruktur, die sich auf Brücken und Tunnels stützt und die in die Höhe und in die Tiefe bauen will, um die Fläche zu schonen. Ihr Abbau ist jedoch immer auch ein Eingriff in die Natur – umso wichtiger ist es, die Natur im und um den Steinbruch gut im Auge zu behalten.
Steinbrüche sind viel mehr als nur Abbaustätten zur Gewinnung mineralischer Rohstoffe. Sie werden zum Zufluchtsort für bedrohte Arten.

Die „ökologische Nische“ als Chance

Dabei zeigt sich, dass Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben auch Lebensräume für Pflanzen- und Tierarten sind, die anderswo bereits zunehmend verloren gehen. Steinbrüche sind ökologische Nischen innerhalb einer sonst Großteils land- oder forstwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaft. Diese intensiv genutzten Flächen nehmen wir zwar schnell mal als Naturlandschaft, als Wälder und Wiesen wahr – in Wahrheit sind sie jedoch eher als geschaffene Kulturlandschaft zu bewerten, in der viele Lebewesen keinen passenden Lebensraum mehr finden.

Sieht nach Naturlandschaft aus, ist aber eine Kulturlandschaft. Für manch bedrohte Tier- und Pflanzenart wird der Lebensraum hier immer enger.

Nicht selten finden diese dann Zuflucht in den „ökologischen Nischen“ der Steinbrüche und der Sand- und Schottergruben des Landes. Dazu gehören etwa Watvögel wie der Triel und der Flussregenpfeifer, aber auch wandbewohnende Vögel wie der Uhu, die Uferschwalbe und der Bienenfresser. Wir beobachten hier seltene Eidechsen-, Lurch- und Insektenarten und trockenheitsliebende Pflanzen, die längst zu seltenen und gefährdeten Arten geworden sind.

Zwei Uhu-Brutpaare residieren aktuell im Steinbruch Limberg der Firma Hengl. Die seltene Vogelart findet hier ideale Bedingungen.

Die Tiere in Limberg und Gerasdorf

In unserer Sand- und Kiesgrube (Firma Hengl, Anm.) bei Gerasdorf leben viele Bienenfresser und Uferschwalben, die in Steilwänden aus Löß, Lehm und Sand geeignete Brutplätze vorfinden – und in unserem Steinbruch am Standort Limberg sind aktuell zwei Uhu-Brutpaare beheimatet. Aber auch die Smaragdeidechse, die Zauneidechse, der Steinschmätzer und die blauflügelige Sandschrecke gehören zu den Tieren die eine trockene, warme Umgebung mit lückiger Vegetation suchen, wie sie ihnen der Steinbruch bieten kann. Natürlich muss man das erkennen und wo es möglich ist, unterstützend tätig werden. Zum Beispiel, indem man für Eidechsen einen Reptilienwall als Ausgleichmaßnahme anlegt. Oder indem man angrenzend zum Steinbruch einen Libellenteich schafft – so wie in Limberg, wo ein solcher Teich seit über 10 Jahren einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität liefert.

"Schon ein kleiner Libellenteich liefert einen großen Beitrag zur Biodiversität!" - Mag. Nikolaus Schmid

Besonders schön zu sehen ist auch die sogenannte „Renaturierung“ von Steinbrüchen – das heißt, wenn ein Steinbruch (oder Bereiche davon) aufgegeben und an die Natur zurückgegeben wird.  So dienen Steinbruchbereiche, die der „natürlichen Sukzession“ überlassen werden, als Heimat für Pionierpflanzen, die in den Kulturlandschaften bereits selten geworden sind. Sie werden zum Biotop für sogenannte Trockenrasengesellschaften – oder mit anderen Worten: Zum uneingeschränkten Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die an trockenen und nährstoffarmen Standorten leben.

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